Europa

Donat-Kur in Rogaška Slatina

Slowenien. Donat ist nicht Donut. Das hätten vielleicht die Amerikaner gern, aber der slowenische Parade-Kurort Rogaška Slatina ist nicht mit Dickmacher-Kringel weltweit bekannt geworden, sondern mit Donat Mg, dem magnesiumreichsten Mineral- und Heilwasser der Welt.

Ich bin zum ersten Mal im slowenischen Kurort Rogaška Slatina. Eine Freundin hat in mir schmackhaft gemacht. „Das ist das Bad Ischl des Südens“, schwärmte sie. Also ein Kurort mit dem Flair der Monarchie. Der gute alte Kaiser Franz Joseph hat dort seinerzeit gekurt und die Schriftstellerin Bertha von Suttner, die als erste Frau den Friedensnobelpreis erhielt und deren Porträt die österreichische 2-Euro-Münze ziert . Prominenz und Adel reisten seinerzeit vor allem für Trinkkuren dorthin.

Herzstück von Rogaška Slatina: Kurpromenade

Herzstück von Rogaška Slatina: Kurpromenade

Rogaška hat nämlich das magnesiumreichste Mineralwassere der Welt, das Donat Mg, das gegen allerlei Wehwehchen hilft, wie Leber-, Gallen-, Darm- und Magenprobleme, bei Diabetes und Bluthochdruck. Das Thermalwasser von Rogaška, das mit 59 Grad aus der Erde sprudelt, lindert Gicht, Rheuma und Gelenkbeschwerden. Das ist alles verbrieft!

Wie auch immer. Jetzt bin auch ich hier. Und bin ziemlich erstaunt. Rogaška Slatina hatte für mich immer den Beigeschmack des abgetakelten Ex-Jugoslawiens mit verblasster Monarchie-Kulisse, vor der marode Pensionisten über ihre Leiden jammern und alle Hoffnung in das Wunderwasser setzen.
Weit gefehlt. Rogaška Slatina ist ein prächtig hübscher Ort in der slowenischen Steiermark, 60 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt. Alles ist herausgeputzt. Es wird renoviert und gebaut als ob es keine Wirtschaftskrise gebe. Es gibt Tophotels wie das Alexander und das Grand Hotel Sava, in dem ich wohne, und neue entstehen gerade. Ein 5*-Boutique-Hotel gleich neben dem neuen Museum „Anin Dvor“ und ein 4*-Haus an der Promenade.

Abend-Atmosphäre an der Kurpromenade

Abend-Atmosphäre an der Kurpromenade

Die Kurgäste hier sind keine Jammerbolzen, sondern Urlauber mit Gesundheitsbewusstsein. Großteils kuren hier Gutsituierte aus dem Osten. Da treffe  ich eine russische Opernsängerin in der Trinkhalle, wo sich täglich alle auf ein paar Schluck Donat-Wasser einfinden, die auf die Heilwirkung des Wassers schwören. Zwei Geschäftsleute aus Aserbaidschan nippen auch inbrünstig das Donat – sie wollen abnehmen. Und ein Wiener erzählt mir, dass er schon seit 30 Jahren her kommt, weil seine Blutwerte nach der Trinkkur immer deutlich besser seien. Seine Frau bestätigt das mit Nachdruck. Und beileibe sind nicht alle alt. Da flanieren auch Junge durch die Alleen und den Kurpark. Man hört Italienisch, Russisch, Englisch, Deutsch, Hebräisch, Arabisch, Slowenisch. Rogaška ist heute internationaler denn je. Die Preise in den Hotels sind gehoben, das Publikum dementsprechend gut situiert.

Das einstige Kurhaus ist heute das Grand Hotel Rogaška

Das einstige Kurhaus ist heute das Grand Hotel Rogaška

Ein bisserl sieht Rogaška aus wie Schönbrunn in Wien. Um den mit Blumenbeeten geschmückten Kurpark reihen sich ein paar alte k & k-Prachtbauten im Schönbrunner-Gelb. In der Mitte steht das prächtigste Gebäude, das einstige Kurhaus, das heute das Grand Hotel Rogaška ist, mit Säulen-Entrée, einem prächtigen Saal mit Krisatalllustern und einem Kaffeehaus mit verführerischen Süßigkeiten und Terrasse zum Park. Am einen Ende steht ein Jugendstilgebäude in Blassblau, in dem einst das Wunderwasser in Flaschen abgefüllt wurde, die dann nur in Apotheken verkauft werden durften. Am anderen Ende prangt der so genannte „Tempel“, der kaisergelb gefärbelte Musikpavillon im klassizistischem Stil, in dem einst Franz Liszt Prominenz und Adel mit seiner Musik erfreute. Wien lässt grüßen! Pardon: Bad Ischl natürlich.

Tempel für die Kurgäste: die Trinkhalle

Tempel für die Kurgäste: die Trinkhalle

Auch ich versuche mich als Trink-Kurgast. Gesundheitsprophylaktisch natürlich. Wehwehchen gebe ich noch nicht zu 😉       Also pilgere ich, wie jeder ernsthafte Trink-Kurgast, zum Allerheiligsten in Rogaška Slatina, der neuen Trinkhalle – einem Panorama-verglastem Rundbau. Innen herrscht heilige Stille, entlang der Rundung des Glasverbaus stehen Bänke aus istrischem Marmor, dazwischen die Trinkbrunnen, an denen sich jeder bedienen kann, der eine Trinkkarte gelöst hat (ab 12 Euro für 3 Tage). Ein paar Deziliter pro Tag reichen für einen Kurerfolg. Wieviel genau, bestimmen die Ärzte im Medical-Center nach medizinischer Abklärung und Diagnose. Dort können auch modernste Therapien gemacht werden. Rogaška ist eines der best ausgestatteten Kur- und Therapiezentren Europas.

Sanfte Hügel und Weingärten: die Umgebung von Rogaška Slatina ist herzerfrischend

Sanfte Hügel und Weingärten: die Umgebung von Rogaška Slatina ist herzerfrischend

Aber es muss einem nicht unbedingt ein Leiden plagen, um Rogaška zu besuchen. Der mondäne Kurort ist auch ideales Urlaubsziel für Ruhesuchende. Die Umgebung ist fantastisch – sanfte Hügel, Weinberge, herrliche Wander- und Radwege und ein paar lohnenswerte Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten gibt es obendrein.


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Kategorien:Europa, Kur, Slowenien, Wellness

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