Kärnten/Bad Kleinkirchheim

Après-Ski in der Badehose

Mit dem neuen Römerbad hat sich der Kärntner Ski- und Thermenort Bad Kleinkirchheim in die Top-Liga der alpinen Wellness zurückgekämpft

von Karl-Heinz Jeller

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Am besten zieht man unter der Ski-Bekleidung gleich die Badehose an. Denn wenn man in Bad Kleinkirchheim über den Thermensprung in den steilen Zielhang der Weltcup-Piste einschwingt, liegt direkt unter einem das dampfende Thermalwasser des Römerbades. Und das ist eine unsägliche Verlockung für Gelegenheitssportler wie mich, denen nach ein paar schneidigen Abfahrten auf bissigen Carving-Skiern die Bürosessel trainierte Oberschenkel-Muskulatur so unerträglich brennt, als ob sie jemand mit Chili eingerieben hätte.

Der Slogan des Ski- und Bäderortes „Von den Pisten in die Thermen“ entpuppt sich bei der Talstation der Kaiserburgbahn als Werbespruch mit geografischer Präzision. Nirgendwo sonst in den Alpen gehen Schnee und heißes Wasser so verführerisch ineinander über. Wäre da nicht der Maschendrahtzaun, könnte man direkt am Beckenrand abschwingen. Also hinein mit den Carving-Brettern und klobigen Schuhen ins Skidepot und ab ins neue Römerbad.

Lei Beton Vor zwei Wochen ist es eröffnet worden und sorgt seither für heißen Diskussionsstoff. „Zu modern“, verurteilen es heimatverwurzelte Kleinkirchheimer: „Da fehl’n Bluamalan.“ „Des is jo lei Beton.“ „Da Ruheraum is jo wia a Tiafgarasch“. Für andere wiederum ist die neue 12.000 Quadratmeter große Anlage mit 13 Saunen auf drei Ebenen im Wellness-Bereich und einem eigenen Thermalbad-Bereich die schönste im Alpenraum.

Als großzügigen, luftigen und lichtdurchfluteten Bau hat es die Stuttgarter Architektengruppe Behnisch und Partner designt, die als Gesellenstück seinerzeit das legendäre Münchner Olympiastadion entworfen hatte. Viel Glas hebt die Grenzen zwischen innen und außen auf. Der Berg kommt ins Bad und das Bad blickt auf den Berg. Statt einem schweren Dach schiebt sich an manchen Stellen ein grobmaschiges Gitter aus Lärchenholzstäben dezent vor die Glasfassade. Von innen hat man von fast jeder Stelle freien Blick auf die Landschaft, selbst die Saunen haben Fenster oder Bullaugen.

Vom alten Römerbad aus dem Jahre 1979 ist nur das Kernstück mit dem Thermalpool geblieben, mehr als zwei Drittel des nunmehrigen Baus sind neu.

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Römertöpfe In Werbebroschüren wird der Bezug zu den alten Römern strapaziert – weil’s ja Römerbad heißt. Im römischen Stil sei es erbaut. Jupiter sei Dank nicht! Es ist vielmehr topmodern – mit viel Sichtbeton und Metallwänden. Aber trotzdem kuschelig. Die Saunen, liest man, seien römischen Gefäßen nachempfunden. Nun ja, sie sind pummelig und weiß. Typisch römisch wären wohl terracottafarbene Amphoren. Auf jeden Fall sind die Pummeldinger sehr ästhetisch. Manche haben in ihren Rundungen sogar Erlebnisduschen integriert mit Eis- oder Tropenregen, Maracuja und Apfelduft.

Was vor allem besticht ist die großzügige Raumnutzung. Da wurde nichts hineingepfercht, nicht jeder Quadratmeter profan verbaut. Zwischen den Saunen und Liegeflächen ist noch viel viel Platz zum Flanieren. Frei schwebende Eisentreppen verbinden luftig die drei Ebenen im Saunabereich. In der untersten und in der obersten gibt es zusätzlich zu den diversen Saunen Outdoor-Thermenpools.

Prunkstück Alles in allem ist das neue, 16 Millionen Euro teure Römerbad ein Prunkstück. Wenn in den nächsten Jahren auch noch St. Kathrein, die zweite Therme im Ort, saniert ist (mit dem Umbau soll demnächst begonnen werden) hat sich Bad Kleinkirchheim wohl endgültig wieder in die Top-Liga der alpinen Ski & Thermen-Orte zurückgekämpft.

Ein paar kleine Mankos hat das neue Wellness-Dorado leider dennoch. Die Temperatur des Thermalwassers im Außenpool auf der obersten Etage ist so tief, dass man Gefahr läuft, sich zu verkühlen. Und die Designer-Ruheliegen sind zwar wunderschön und ideal an den Panoramafenstern postiert, aber leider nicht höhenverstellbar. Durch die flache Position hat man so statt der schönen Landschaft die Decke im Blickfeld. Schade.

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