Abenteuer

Komodo: Bei den Drachen aus der Urzeit

Urvieh mit Biss. Auf drei indonesischen Inseln leben noch 2500 der urzeitlichen Riesen-Warane. Auf drei Meter darf man ihnen nahekommen.

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Unwirkliche Welt. Das kleine Holzschiff tuckert durch eine unwirklich scheinende Welt. Durch ein Gewirr von kleinen, mit giftgrünem Gras bewachsenen Inseln. Da sieht eine aus wie ein Kopf, eine andere wie ein gezackter Rücken auf dem ein paar Palmen wie Stacheln wachsen.

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Tödlicher Speichel. Irgendwo da draußen, in diesem zerzausten Vulkan-Archipel zwischen den kleinen Sundainseln Sumbawa und Flores, wartet etwas Unheimliches. Drachen aus der Urzeit. Die größten Echsen der Welt. Die Warane von Komodo. Ihre Zähne sind messerscharf, ihr Speichel voll tödlicher Bakterien. Sie killen, was ihnen in die Quere kommt: Rehe, Hirsche, Büffel, Menschen. Jährlich fallen ihnen ein bis zwei Inselbewohner zum Opfer, meist Kinder und menstruierende Frauen. Denn der Geruch von Blut macht den bis zu vier Meter langen und 150 Kilo schweren Varanus Komodoensis zu einem der gefährlichsten Raubtiere der Welt. Selbst wenn ein Opfer nach dem Biss noch entkommen sollte, hat es keine Chance. Es verendet an Wundbrand und Blutvergiftung.

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1912 entdeckt. Rund 2500 Warane leben im Komodo-Nationalpark auf den drei Inseln Komodo, Rinca und Padar. Seit 1993 ist der Park UNESCO-Welterbe. Erst 1912 hat der Niederländer P. C. Bouwens diese Urviecher aufgespürt. Heute sind sie eine Attraktion für Wissenschaftler und Touristen, die meist für einen 2-Tagesausflug vom 450 Kilometer entfernten Bali zum Waran-Watching herfliegen.

Waran-Trekking. Zwei bis drei Stunden dauert die Wanderung von der Nationalpark-Station auf der Insel Rinca zu den Urviechern. Ein Ranger geht mit einem langen gegabelten Stock voraus, einer hinter der Gruppe. Die Stöcke sind die einzige Waffe, mit der die Ranger uns die Drachen im Notfall vom Leib halten. Die Sonne brennt gnadenlos. Der Schweiß schießt uns waagrecht aus den Poren. Es hat lange nicht geregnet. Die Warane haben sich zu den wenigen Wasserstellen auf der ausgedörrten Insel zurückgezogen. Denn dorthin treibt der Durst jetzt ihre Beute.

Plötzlich ein Knacken. Der Ranger deutet in ein tiefes Bachbett. Drei Wasserbüffel drängen sich dort in einem Tümpel. Doch weit und breit kein Waran. „Bevor sie jagen, wärmen sie sich auf heißen Steinen auf“, erklärt der Ranger. Er vermutet, dass wir welche auf einer nahen Wiese, die mit Steinplatten durchsetzt ist, finden.

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Begegnung. Vorsichtig geht er durchs hohe Gras voran. Jeder spürt, die Begegnung mit den Urviechern steht unmittelbar bevor. Mit geübtem Blick durchkämmt er das Gelände und erspäht tatsächlich ein Prachtexemplar. Der vier Meter lange Koloss liegt faul unter einem Baum, den Kopf im Schatten, den mächtigen Schuppenkörper in der Sonne.

Unser Ranger mutiert zum Drachen-Bändiger. Wie eine Lanze trägt er den drei Meter langen Stock jetzt mit der Gabelung voraus und marschiert auf den Waran zu. Wir folgen mit Respekt. Bis auf drei Meter dürfen wir uns dem Waran nähern und ihn fotografieren. Wie tot liegt er da. Fast harmlos sieht er so aus. Ist er vollgefressen und hält Siesta? Vermutlich.

Warane würgen 80 Kilo schwere Fleischstücke auf einmal hinunter, da sie wie Schlangen Ober- und Unterkiefer aushängen können. 80 Kilo! Das reicht reicht für zwei Wochen.

Action im Wald. Mehr Action gibt’s wenig später. Wir begegnen einem Dutzend Warane. Einer marschiert züngelnd durchs Gras, ein Weibchen gräbt im Waldboden ihr Nest, hebt dafür mehrere Löcher aus. In eines wird sie ihre Eier legen, die anderen sind Ablenkung für Räuber.

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Wieder dürfen wir nahe heran. Das Urvieh hebt den Kopf, die 40 Zentimeter lange, gespaltene Zunge schnellt aus dem Maul. Mit ihr kann es uns bestens riechen. Hören und sehen wohl nicht. Warane sind fast blind und taub. Aber hätte jetzt einer von uns eine klitzekleine Wunde, wäre die Situation kritisch. Der Waran würde den kleinsten Tropfen Blut sofort riechen und uns vermutlich attackieren.

Da beruhigt es zu wissen, dass bisher nur ein Tourist angegriffen wurde – 1974. Seit die Heimat der Drachen 1980 zum Nationalpark erklärt wurde, und Ranger die Touristen begleiten, ist kein Unfall mehr passiert.


INFO

ANREISE Den Komodo-Nationalpark erreicht man am besten ab Bali: Flug auf die Insel Flores (ca. 1 Stunde). Ab Flores fahren Boote zu den Inseln Komodo oder Rinca. Pauschal-Packages ab Bali bucht man am einfachsten gleich in einem österreichischen Reisebüro.

VISUM Das Visum für Indonesien muss nicht vorher bei der Indonesischen Botschaft beantragt werden. Man erhält es bei der Einreise am Flughafen auf Bali. Preis: 25 US-Dollar.

IMPFUNGEN keine vorgeschrieben. Baisschutz (Diphtherie, Tetanus, Polio, Hepatitis A/B, Typhus) sowie Malaria-Prophylaxe werden empfohlen.

HOTEL-TIPPS Auf Flores ist das kleine 4*-Hotel Bintang Flores mit Privatstrand, schönem
Palmengarten und komfortablen Zimmern sehr zu empfehlen. www.bintangfloreshotel.com
– Süd-Bali: Sanur Beach Hotel. Traditionelles Mittelklassehotel mit schönem Strand am Sanur-Beach, www.sanurbeach.aerowisata.com
– Zentral-Bali: Beji Ubud Resort. Stylisches Boutique-Hotel mit Bungalows im Künstlerstädtchen Ubud. www.bejiubudresort.com

ALLGEMEINE INFOS Indonesien Tourist Information in München, www.indonesia.travel

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