Uganda: Besuch bei den Gorillas

Hände so groß wie Klodeckel: Nkringo, der Boss der Gorilla-Gruppe

Zärtliche Verwandte:  Wer den Berggorillas im dichten Dschungel gegenübersteht, blickt in die Vergangenheit des Homo sapiens. Sie sind fast so menschlich wie wir. Von ihrer Sanftmütigkeit könnten wir sogar noch was lernen.

Endlich! Drei Stunden stolpern, zwängen und plagen wir uns bereits durch den dichten Regenwald. Ziehen uns an Lianen Hänge empor, stolpern über Wurzeln, verheddern uns in Schlingpflanzen. Die Kräfte lassen nach. Die anfängliche Euphorie, den Gorillas bald auf ein paar Meter nahe zu sein, schlägt in Unmut um. Wo verstecken sich unsere Ahnen bloß?

Dann endlich! Ein Guide legt den Finger an die Lippen. Wir erstarren förmlich, sind mucksmäuschenstill, versuchen, im dichten Unterholz etwas zu erkennen. Nichts. Nur leise ist ein Knacken zu hören. Der Guide deutet einen glitschigen Abhang hinunter und gibt uns zu verstehen, dass wir die Rucksäcke hier abstellen sollen. Kein Proviant darf in die Nähe der Menschenaffen. Bakterien könnten sie krank machen.

Aug’ in Aug’    Wir rutschen fast am Hosenboden den schlammigen Hang hinunter und landen – oh, mein Gott – keine fünf Meter vor dem Chef der Gorilla-Gruppe. Welch ein Koloss. Zwei Meter ist er groß, gut 200 Kilo schwer. Seine Arme sind so lang wie Franz Klammers Abfahrts-Skier und die Hände so groß wie ein halber Klodeckel. Das Kräfteverhältnis ist somit ausgelotet: Die Hand will ich ihm nicht schütteln.

Ein Knurren hält mich auf Distanz

Nkringo, so heißt der kraftstrotzende Boss der 20-köpfigen Gorilla-Gruppe, aber gibt sich gelassen. Mustert uns mit sanften Augen, legt sich auf den Bauch und knackt sich einen frischen Zweig. Gorillas fressen fast ständig. Mit Vorliebe Blätter. Vermutlich hat er uns schon erwartet und sich gewundert, wo wir so lange bleiben. Denn täglich dürfen acht Touristen für eine Stunde zu Nkringos Gruppe.

Nur noch 720 Berggorillas gibt es laut Schätzung der Vereinten Nationen. Alle leben im Dreiländereck Uganda, Ruanda und Kongo. Fast die Hälfte von ihnen hier im „Bwindi Impenetrable Nationalpark“, im „undurchdringlichen“ Urwald, dessen steile Berge und Hügel sich im Südwesten Ugandas am Rand des Great Rift Valley erheben. Sechs Gorilla-Gruppen sind habituiert, also an Menschen gewöhnt, und dürfen besucht werden. Um die Erlaubnis muss man mindestens sechs Monate vorher ansuchen.

Friedliches Familienleben beim Läuse suchen

Die Stunde bei unseren Vorfahren verfliegt zu rasch. Zu viel gibt es zu beobachten. Wir sind jetzt mitten unter ihnen. Da liegt ein Weibchen unter einem Baum und lässt sich aus zwei Meter Distanz fotografieren. Die Jungen tollen auf kleinen Bäumen herum, plumpsen immer wieder herunter. Ein Halbstarker pflanzt sich vor uns auf, trommelt mit den Fäusten auf seine Brust. Mittlerweile wagen wir es, darüber zu lachen und unterhalten uns auch schon leise. Die Gorillas scheint dies nicht zu stören.

Berührung   Im Gegenteil: Einer klopft einer Blondine in unserer Gruppe sachte auf den Oberschenkel. Will er, dass sie mitkommt? Ein Halbwüchsiger sucht Kontakt zum Größten unter uns und tupft ihn vorsichtig an den Rücken. Sucht er einen Spielgefährten?

„Um Gorillas wirklich zu verstehen, muss man sie über sehr lange Zeit beobachten“, erklärt der Guide. Er kennt jeden Gorilla mit Namen und stößt grunzende Laute aus, wenn er sich ihnen nähert. Verstehen die ihn wirklich? Die Amerikanerin Dian Fossey, die zwischen 1963 und 1985 Pionierarbeit in der Erforschung der Berggorillas leistete, konnte angeblich mit ihnen kommunizieren.

Touristen dürfen nur kurz in die Vergangenheit des Homo sapiens blicken. Ein zu langer Besuch würde die Gorillas stressen. Aber diese eine Stunde ist zweifellos das beeindruckendste Wildlife-Erlebnis, das diese Welt zu bieten hat.

Uganda – die Perle Afrikas

Für Churchill war es das schönste Land Afrikas. Eine Perle ist es noch. Seit einigen Jahren kann das krisengeschüttelte Land wieder bereist werden. Neben den Gorillas bietet es traumhafte Landschaften, beste Safari-Spots und Einblicke in tiefste Armut.

Sieht man vom Essen ab, das in Uganda fast nur aus unvorstellbar zähem Fleisch, Bohnen, Bananen- und Hirsebrei besteht, muss man Sir Winston Churchill auch 103 Jahre nach seiner Afrika-Reise uneingeschränkt recht geben: Uganda ist die „Perle Afrikas“.

Was den britischen Staatsmann aus damaliger Kolonialherren-Sicht so beeindruckte, ist heute aus touristischem Blickwinkel genauso gültig. Er lobte die schöne Landschaft, den fruchtbaren Boden, die reiche Tierwelt, das angenehme Klima.

Nach dem Gräuelregime des Diktators Idi Amin und 20 Jahren Bürgerkrieg können der Süden und Westen des zentralafrikanischen Landes seit einigen Jahren wieder gefahrlos bereist werden. Glücklicherweise liegen dort die größten Attraktionen: landschaftlich fantastische Nationalparks mit 5000 Meter hohen Bergen, grünen Vulkankegeln, Kratern, Seen und wieder erholtem Tierbestand, die Safaris zum grandiosen Erlebnis machen und selbst das so hochgelobte Okawango-Delta zeitweise in den Schatten stellen.

Park der Queen  Neben dem Gorilla-Trekking im Bwindi Nationalpark ist der Queen Elizabeth Nationalpark eines der Highlights jeder Uganda-Reise.

Hippo im Queen Elizabeth Park

Im Morgenlicht starten wir zur Pirschfahrt ins 2000 km² große Savannen-Paradies. 10.000 Elefanten, 5000 Flusspferde, Löwen, Büffel, Antilopen und 600 Vogelarten leben hier und lassen sich aus nächster Nähe beobachten und fotografieren. Und das Schönste: Außer einem weiteren Gelände-Auto treffen wir den ganzen Vormittag keine anderen Touristen. Uganda ist touristisch noch fast unberührt.

Ebenso faszinierend ist die Bootsfahrt am Kazinga Kanal, der den Lake Edward mit dem Lake George verbindet und den Queen Elizabeth Park in zwei Teile teilt. Hippos und Büffel kühlen sich im Uferwasser, dazwischen tummeln sich Seeadler, Marabus, Ibisse und Eisvögel. Das Boot fährt auf wenige Meter an die Tiere heran. Man weiß nicht, wohin man die Kamera zuerst richten soll.

Und jeder Tag bringt neue Abenteuer. Im Kibale Nationalpark heften wir uns auf die Spuren von Schimpansen, die gerade an Menschen gewöhnt werden und uns nahe an sich heranlassen. Kein Glück haben wir leider im Ishasha Park. Von den dort lebenden seltenen Baumlöwen zeigt sich keiner.

Schwarzes Herz  Noch eins macht Uganda zum interessanten, Bewusstsein schärfendem Ziel: Man reist ins Herz Schwarzafrikas, in eines der ärmsten Länder der Welt, wo Menschen für einen Dollar pro Tag schuften und die Felder nur mit Hacke – ohne technische Hilfsmittel – kultivieren. Sie haben in den Dörfern keinen Strom, hausen in Lehmhütten auf ein paar Quadratmetern, freuen sich über ein altes T-Shirt.

Da begreift man, auf welch’ hohem Niveau wir jammern.

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