Salzburg/Obertauern

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Pistengaudi in zwei Runden

Im Salzburger Skiort treten Konditionsstarke zwei Mal an: Zur Tauernrunde auf Ski und zur Après-Runde beim Hütten-Parcours.

von Karl-Heinz Jeller

Obertauern, ein Skiort zum Runden drehen. Zum einen liegt das Hoteldorf in einer Art Schüssel, umringt von Almen, bizarren Gipfeln und 26 Seilbahnen. Man wedelt und liftelt so zusagen am Schüsselrand ums Dorf. Und wenn man wieder dort ankommt, wo man begonnen hat, hat man die im Lift-Plan als Attraktion beschriebene Tauernrunde absolviert. Eine Runde mit tollen Panoramablicken, die sich als Vormittags- und Frühnachmittagsprogramm empfiehlt.
Steht die Sonne tiefer, dreht man in Obertauern die Tauernrunde Nummer 2, die Après-Hütten-Tour. Die endet für Konditionsstarke erst früh morgens – und manchmal in fremden Zimmern. Ich weiß das, da sich ein gut promilltes Pärchen schwankend in mein Gemach verirrte.
Hütten-Dreher Après-Ski ist in Obertauern genau so wichtig wie Ski fahren selbst. Zwei Dutzend Hütten wetteifern mit Events, Getränke-Kreationen und fantasievollen bis urigen Einrichtungen um die Après-Runden-Dreher. Eine solche Dichte an niveauvollen Hütten gibt’s sonst nirgends in den Alpen. Dazu kommen Discos und Clubs wie etwa die Cocktail-Show-Bar Monkeys Heaven, die sich wegen ihrer Live-Gigs als bester Party-Club der Alpen preist.
So um 14 Uhr kommt auf den Pisten plötzlich Unruhe auf. Die Stehtische vor den Hütten füllen sich, der Musik- und Alkoholpegel steigt.
„Um 15 Uhr Hochalm, um 16 Uhr Edelweißhütte, dann Luerzer- oder Latschenalm“. Zu diesem Après-Runden-Klassiker hat mir ein Obertauern-Kenner geraten. Ich folge dem Rat. Auf der Sonnenterrasse der Hochalm geht’s bereits laut zu. Großteils Deutsche trinken sich zu Mitsing-Schlagern wie „Hol das Lasso raus“ und „Schifoan“ in Après-Laune.
Eine Stunde später bei der Edelweißhütte: Die Schatten sind schon länger, die Burschen kecker. Christian aus Wien hat sich das rote T-Shirt mit der Aufschrift „frei & willig“ übergestreift, das er vom Kellner der Gamsmilchbar um 20 € erworben hat, weil’s angeblich so super wirkt, und steuert auf eine Blondine zu. Noch dreht sie den Kopf weg – aber vielleicht taut ja zu späterer Stunde im Luerzer das Eis.
„Wir sind schon ein Après-Ski-Mekka“, sagt Tourismus-Chef Mario Siedler und präzisiert: „Aber nicht wie Ischgl. Wir liegen zwischen Lech und Ischgl. Zu uns kommt nicht der Sangria-Topf-Trinker, aber auch nicht das Pelzmantel-Publikum. Obertauern steht für sportliches Ski fahren und gediegene Gaudi.“
Wahrzeichen Für gute Skifahrer hat Obertauern eine spezielle Herausforderung: die Gamsleiten II. Der gefürchtetste Hang im Skigebiet und einer der schwierigsten in den Alpen ist das Wahrzeichen Obertauerns – eine breite Rinne, die sich 50 Grad steil aufbäumt. Wer sie meisterlich bezwingt, den respektieren die Einheimischen als ernst zu nehmenden Skifahrer.
Seit dieser Saison gibt’s weitere Highlights: Die spektakulärsten Abfahrten von den höchsten Punkten wurden als Super Seven herausgehoben und markiert. Wer alle inklusive Gamsleiten II im Zuge der Tauernrunde bewältigt, darf beim Après-Ski durchaus mit Stolz darauf anstoßen. Am besten mit dem Lieblings-Trinkspruch der Obertauerner: „Die Gams springt hoch, die Gams springt weit. Es is’ ja wurscht, sie hat ja Zeit.“

Top-Hütten: Après nach Maß
Zum Gas geben Hochalm, Edelweißhütte, Gamsmilchbar und Mankei Alm liegen höher oben und sind ideal zum Einstimmen. Nicht viel trinken, man muss noch ins Tal fahren! Bei den Talstationen liegen die Top-Treffs Latschn Alm, Lürzer, Flubachalm, Lürzer- & Gruberschirm.
Urige Hütten Heu Stadl und Alte Alm bei der Talstation Schaidbergbahn sowie Dikt’n Alm (selbst gebrannte Schnäpse) oben bei der Schönalmbahn.
Mit gutem Essen Da empfehlen sich Treff 2000 (betreibt Haubenkoch Franz Fuiko), Achenrainhütte und Kringsalm.

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