Dubai

Wunderland im Wüstensand

Dubai reift zur größten Ferienfabrik der Welt. Einiges ist fertig. Doch den Scheich
beflügeln bereits neue Visionen.

Karl-Heinz Jeller

Die einen sprechen von einer Immobilienblase, die bald platzen wird, die anderen vom Bau der ersten Metropolis des 3. Jahrtausends. Tatsache ist: Dubai ist ein anderer Stern.  Ein Wunderland im Wüstensand. Und großteils noch eine Vision, die mit Airbrush geschönten Computerbildern vermarktet wird. In Dubai  stehen und entstehen die fantastischsten Bauten der Welt, die irrsten Hotels, die größten Business-Center.

Gigantische Projekte. Im Hochgeschwindigkeitstempo werden zurzeit  gigantische Projekte  umgesetzt. Im Meer vor der Küste entstehen drei Palmen,  die Welt im Format von neun mal sieben Kilometern und eine sichelförmige Waterfront. Auf  dem Festland wird der höchste Wolkenkratzer der Welt gebaut und der größte Vergnügungspark, der das Disneyland von Florida mindestens ums Doppelte übertreffen soll. Die Vorgaben lauten: größer, schöner, unglaublicher.

„Es geht darum, die Nummer eins zu sein, die Nummer zwei kennt niemand“, sagt Dubais Scheich Mohammed Bin Rashid Al Maktoum in Bezug auf seine weltberühmten Rennpferde. Und was er von denen  fordert, fordert er täglich bei jedem seiner Projekte.
Im Moment spielt er Gott und erschafft im Namen Allahs die Welt neu. „The World“ ist ein Megaprojekt wie es kein vergleichbares gibt. Vier Kilometer vor der Küste schießen derzeit Hunderte Schiffe Sand aus Kanonenrohren ins aufgewühlte Wasser des Arabischen Golfs.
Bis 2008 sollen 300 Inseln auf einer Fläche von  mehr als 60 k aufgeschüttet werden, die die Kontinente und Länder der Welt repräsentieren. 270  sind im Dieseldunst der Schiffsmotoren bereits sichtbar. Wenn das letzte Baggerschiff abdreht, werden 326 Millionen Kubikmeter Sand  und 32 Millionen Tonnen Gestein bewegt sein. (Update: The world ist mittlerweile fertig aufgeschüttet, zur Zeit wird darauf gebaut).

England ist schon an Virgin-Airline-Boss und Extrem-Abenteurer Richard Branson verkauft. Die Besitzer dürfen die Insel nutzen wie sie wollen. Einige bleiben im Besitz Dubais. Auf ihnen entstehen Hotels, Marinas, Golfplätze und Shopping Malls. „The World“ wird eine glitzernde Ferienwelt der neuen Dimension mit 292 Kilometern neu gewonnener Küste. Vier Mal so viel wie Dubai derzeit hat.
Die erste der drei geplanten  Palmen – Palm Jumeirah –,  die sich als gigantisches Ferienresort von der Küste fünf Kilometer  in den Arabischen Golf erstreckt, ist eben fertig aufgeschüttet worden. In zwei Jahren sollen auf  ihr 40 Hotels, 1500 Villen (eine bekam Formel-I-Veteran Michael Schuhmacher geschenkt), ein Yachthafen, Einkaufs-tempel und diverse Vergnügungsparks Urlaubern aus aller Welt ein Ferienerlebnis der neuen Art ermöglichen. Das Mega-Hotel Atlantis wird als erstes im Herbst 2008 eröffnen.

Trump auf der Palme. Auch der US-Hotelkönig und Bauillusionist Donald Trump werkt mit. Im höchsten Gebäude, das auf der Palme gebaut wird und wie eine bombastische Tulpe aussehen soll, will er ein Apartment-Hotel einrichten.
Mit der Aufschüttung der zweiten, doppelt so großen Palme – Palm Jebel Ali – hat man erst vor Kurzem begonnen. Die dritte und größte – Palm Deira –  ist noch Vision. Viele zweifeln daran, ob sie jemals realisiert wird.
Das höchste Gebäude der Welt wird aber zweifellos bald in Dubai stehen. Ob der Burj Dubai n der Sheik Zayed Road letztlich 700  oder gar 800 Meter hoch in den Himmel gezogen wird, verrät der Scheich noch nicht,  damit er den Weltrekord so lange wie möglich halten kann. Derzeit ist der Büroturm Taipei 101 auf Taiwan mit 509 Metern der höchste Wolkenkratzer.
Doch schon beschäftigen  neue Visionen des 57-jährigen Scheichs die Planer: Dubai Waterfront und Dubailand. Unmittelbar neben der zweiten Palm, an der Grenze zum Emirat Abu Dhabi, soll die Küste  ums Zwölffache verlängert werden. Wie ein Halbmond wird sich die Waterfront 15 Kilometer weit ins Meer biegen. Auf einem 80 Kilometer langen Kanal werden Schiffe durch die Wüste fahren, in der größten Marina der Welt sollen die Yachten der Millionäre ihre Heimat finden – und  im Dubailand, dem natürlich größten Freizeitpark der Welt mit der größten Shopping Mall der Welt, sollen sich Touristen und Einheimische bei Weltall-Abenteuern, Sauriern und in einem Regenwald vergnügen können.

Stadt unter Wasser. Ruhig geworden ist es um das Projekt Hydropolis, eine Stadt unter Wasser, die ein deutscher Architekt verwirklichen soll. Dubais oberste Bau-und Entwicklungsfirma Nakheel,  die sonst aus jedem Projekt weltweit Schlagzeilen zu machen versteht, gibt sich dazu zugeknöpft.
Allahs Unterwelt könnte   die Grenzen des Machbaren überschreiten.

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