Abenteuer

Eine Schale Reis für die Glückseligkeit

Exotisches Laos. Ferner kann man der Welt kaum sein. Das kommunistische, tief religiöse Land ist eines der ursprünglichsten in Fernost.

Bettelmönche Luang Prabang Laos

Wie ein Schattengespenst weicht die Nacht dem Tag. Es ist fünf Uhr früh in Luang Prabang, dem Zentrum des laotischen Buddhismus. In der Hauptstraße Sisavangvong herrscht bereits reger Betrieb. Frauen knien entlang des Gehsteiges, rücken Bambuskörbe mit Reis, Früchten und Süßigkeiten zurecht, schauen ständig zum Ende der Straße. Zu sehen ist noch nichts. Nur ein sanfter Trommelschlag dringt mystisch durch die Dämmerung.

Ein klares Signal für die Knieenden. Bald werden sie auftauchen, die Mönche, mit ihren Bettelschalen, wie jeden Morgen zum Sonnenaufgang. 150, vielleicht 200, barfuß, im Gänsemarsch, in leuchtend orangen Kutten. Sie ziehen an den Knieenden vorbei, die die Bettelschalen mit Lebensmitteln füllen. Der tägliche Preis für die Glückseligkeit. Ein theatralisches Schauspiel vor der Kulisse französischer Kolonialhäuser, alter Tempel und den gelbbraunen Fluten des Mekong – und eines der beeindruckendsten Erlebnisse in Laos.

Fern der Welt. Ferner als am Mekong und in Laos kann man der Welt kaum sein. Erst allmählich öffnet sich das bettelarme kommunistische Land westlichen Touristen. Wie in Myanmar und Kambodscha reist man durch ein Asien wie vor 50 Jahren. Auf dem Land tragen die Frauen noch den bunten Wickelrock „Sin“ und den aus Palmblättern geflochtenen Spitzhut. Außer in der Hauptstadt Vientiane und in Luang Prabang sieht man noch fast keine Pkw. Laos steigt gerade vom Fahrrad aufs Moped um.

Auch Lebensmittelgeschäfte gibt es nur in den Städten – und dort selten. Dafür gibt es fotogene Märkte mit allen Köstlichkeiten und „Schweinereien“ des Fernen Ostens: Frische Kräuter, Gemüse und Obst, kunstvoll arrangiert. Frösche mit Bastfäden zum praktischen Zwölferpack verschnürt, Heuschrecken (eine Lieblingsspeise der Laoten) und Beutelratten.

Garküche Laos

Die muss man aber nicht probieren. Es gibt genug Alternativen. Die Laoten kochen hervorragend – ähnlich wie die Thailänder und Vietnamesen. In Vientiane gibt es unzählige gute Lokale. Am gemütlichsten sind die Garküchen am Mekong-Ufer, wo man es sich auf Liegematten und Pölstern unter blühenden Bäumen bequem machen kann. Für nur einen Euro isst man dort pipifein. Ansonsten ist Vientiane rasch erkundet. Die Altstadt mit ihren Kolonialhäusern ist noch einen Bummel wert.

 

Königsstadt. Hauptziel für die wenigen Touristen, die durch Laos reisen, ist Luang Prabang. Nicht nur wegen der Mönche. Die UNESCO hat die einstige Königsstadt wegen ihrer kolonial-asiatischen Bauten und Tempel aus dem 16. Jahrhundert zum Weltkulturerbe erklärt. Tagelang kann man dort herumhängen, in charmanten Hotels wohnen, französische Weine für ein paar Euro in netten Restaurants trinken und sich die rund 30, teils prachtvollen Tempel anschauen. Der beeindruckendste ist der Wat Xiweng Thong am Mekong-Ufer mit kunstvollen Mosaikwänden und fast bis auf den Boden gezogenen Dächern. Oder man fährt auf knarrenden Holzschiffen den Mekong hinunter, links und rechts begleitet von dunkelgrünen, feucht-nebeligen Dschungelwänden. Ziel für einen Kurz-Ausflug am Mekong ist die Fels-Grotte Pak Ou mit Hunderten kleinen Buddha-Figuren.

Ebene der Tonkrüge Laos

Mysteriöse Tonkrüge. Laos ist ein Land für Liebhaber des alten Asien und mystischer Landschaften. Große Sehenswürdigkeiten hat es kaum zu bieten. Auch keine Strände. Laos ist ein Binnenland. Die einzige kulturelle Attraktion neben Luang Prabang ist die „Ebene der Tonkrüge“ bei Phone Savan. Um die 300 tonnenschwere, ein bis drei Meter hohe Steingefäße liegen dort in der Gegend herum. 2000 Jahre alt sollen sie sein. Wer sie wozu geschaffen hat, weiß man nicht. Waren es Speisekammern? Oder, wie manche Experten meinen, Weinkrüge, um erfochtene Siege ausgiebig zu feiern?

Eine weitere Attraktion ist, wie gesagt, die Landschaft. Von Luang Prabang zur Ebene der Tonkrüge windet sich eine der wenigen asphaltierten Straßen 200 km durch eine Urwald-grüne Bergkulisse und durch Bambushütten-Dörfer. Ein 6-Stunden-Ritt, der sich nicht nur wegen der Szenerie auszahlt.

Wer genau schaut, sieht hier die kriegsgeschundene Haut von Laos. Bombenkrater neben Bombenkrater. Da der Ho-Chi-Min-Pfad durch Laos verlief, warfen die Amerikaner dort während des Vietnam-Krieges in Geheimaktionen mehr Bomben ab, als im Zweiten Weltkrieg. Viele liegen noch scharf im Ackerboden und töten Bauern und Kinder. Apocalypse now im schönen Laos.

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