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Lagunen-Radeln in Grado

Friaul. Slow Travel. Drei schöne Frühlings-Radtouren in der oberitalienischen Lagunenstadt.

Lignano Strand

Schach matt dem Winter: Während Österreich noch im Schneematsch versinkt, blühen in Friaul Julisch-Venetien Anfang März schon die Narzissen und Magnolien und in den Gärten surren die Rasenmäher. Wir haben den Frühlingsvorsprung Italiens für ein paar feine Radtouren bei Grado genützt, rollten entlang von Kanälen, Flüssen, Stränden und Marinas; sahen Schwäne, Reiher, Enten und sonstiges Gefieder und aßen fantastisch gut. Und wir können euch jetzt ein paar gute Tipps geben.

Bis Ende Mai ist die Zeit zum Italo-Radeln ideal. Da ist es noch nicht zu heiß und die im Sommer überquellenden Badehochburgen Grado und Lignano liegen noch im Dornröschenschlaf. Einfach schön, im Frühling durch die fast menschenleeren Gassen zu bummeln.

Grado Kanal Wegweiser

Für Boote gibt es klare Wegweiser, für Radfahrer nicht

Einziges Manko: Die Radwege sind so gut wie nicht beschildert. Man muss die Routen ernsthaft vorbereiten, um sich nicht zu verirren. Ich mache das mit der Navi-App apemape und den downloadbaren Gratisradkarten Opencyclemap (sind direkt aus der app downloadbar). Erstelle dann die Routen am Laptop und lade sie inklusive Kartenausschnitt aufs Smartphone. Damit der Akku einen Tag durchhält hänge ich das Phone noch an einen Akku-Pack. So hatten wir ich auch in Grado kein Problem, die Strecken stressfrei zu genießen.

 

Drei Routen können wir euch empfehlen:

1. Auf dem Küstenradweg FVG2 von Grado nach Monfalcone

72 Kilometer (hin/retour) entlang der Lagune ins Naturreservat Valle Cavanata, zur Mündung des Isonzo, dem Meer entlang nach Monfalcone und auf einer etwas abweichenden Route wieder zurück nach Grado. Wobei wir nicht in die Stadt Monfalcone geradelt sind, sondern am Stadtrand in der Marina Nova Mittagsrast eingelegt haben – mit perfekter Lasagne im Hafenrestaurant. Monfalcone ist nicht sonderlich interessant.

Strand von Grado

Der Radweg führt am Strand von Grado vorbei

Die Radtour dorthin aber ist ein Traum, da sie fast immer am Wassser (Lagune, Isonzo und Meer) entlang führt und man im Reservat Cavanata jede Menge Wasservögel aus nächster Nähe beobachten kann.

Grado-Monfalcone

Unsere Tour ist lila markiert

Hier der GPX-Track zum Downloaden und Nachradeln

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2. Auf den Spuren der Venezianer und Römer von Grado nach Palmanova und Aquileia

66 km hin und retour. Die Highlights: Lagune von Grado, Naturreservat Valle Cavanata, Festungsstadt Palmanova und die Ausgrabungen der Römerstadt Aquileia. Anfangs geht’s auf dem Küstenradweg FVG2 wie bei Tipp 1 ins Naturreservat Valle Cavanata. Dort fuhren wir diesmal aber nicht weiter zum Isonzo, sondern durchs Hinterland von Grado nach Palmanova. Die Strecke ist durchaus reizvoll, weil sie durch nette friulische Dörfer und vorbei an ein paar schönen Gutshöfen und Villen führt. Für Palmanova muss man sich etwas Zeit nehmen. Die sternförmig angelegte venezianische Festungsstadt ist ziemlich außergewöhnlich. Sie wurde im 16. Jahrhundert zum Schutz vor den Türken gebaut und diente später als Verteidigungsanlage gegen die Habsburger.

Nochmals ein bis zwei Stunden solltet ihr für die Besichtigung der Römerstadt Aquileia einplanen. Die 181 v. Chr. gegründete Stadt war Jahrhunderte lang eine der wichtigsten Handelsmetropolen Roms und Bollwerk gegen die Barbaren. Hier endete die Bernsteinstraße, wurde Eisenerz aus dem heutigen Österreich verhüttet und gab es eine florierende Glasindustrie. Für die frühen Christen war es zudem ein wichtiges Zentrum. Der Name der Stadt Hermagor in Kärnten geht übrigens auf den ersten Bischof von Aquileia, den heiligen Hermagoras, zurück.

Römerstadt Aquileia

Forum Romanum in Aquileia

Unbedingt anschauen müsst ihr euch in der Basilika Santa Maria Assunta die wunderbar erhaltenen frühchristlichen Mosaike aus dem 4. Jhd. und Fresken aus dem 9. Jhd. An den Säulen des teilweise rekonstruierten Forum Romanum radelt ihr anschließend direkt vorbei. Zum Abschluss der Tour geht’s noch fünf Kilometer mitten durch die Lagune – auf dem Damm, der Grado mit dem Festland verbindet. Wenn ihr es einrichten könnt, dann radelt dieses letzte Stück kurz vor Sonnenuntergang, denn da glitzert und glänzt die Wasserfläche der Lagune im mystischen Licht. Ein fantastisches Schauspiel.

 

Grado-Palmanova

Unsere Tour ist lila markiert

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3. Auf dem Radweg FVG6 entlang des Tagliamento nach Lignano

49 km. Diese Route führt von San Michele al Tagliamento, dem Grenzfluss zwischen Friaul und Venetien, immer den Fluss entlang nach Lignano. Zurück geht’s ein Stück das Meer entlang, danach durch das von Kanälen durchzogene Hinterland von Lignano.

Kanal bei Lignano

Über eine Schwenkbrücke geht es Richtung Lignano

Für diese Tour müsst ihr 55 Kilometer mit dem Auto von Grado nach San Michele fahren – und zwar bis zur Brücke über den Tagliamento. Einen idealen großen Gratisparkplatz gibt es auf der anderen Seite der Brücke, gleich links vor einer Apotheke.

Rad fahren am Fluss Tagliamento

Wer genug Kondition hat radelt auf dem Damm den Tagliamento entlang – die Aussicht ist schöner als am Radweg FVG6, der auf der Landstraße den Damm entlang führt.

Wenn ihr gut bei Kondition seid, könnt ihr auch direkt auf dem ca. sieben Meter hohen grasbewachsenen Damm des Tagliamento entlang radeln und habt so einen herrlichen Blick auf den Fluss und übers Land. Der FVG6 verläuft nämlich auf Landstraßen an der flussabgewandten Seite des Dammes. Es ist fast jederzeit möglich zwischen Damm und Landstraße zu wechseln. In Lignano führt ein Radweg dann immer am Meer entlang um die Halbinsel. Danach geht’s an der Bucht von Lignano wieder am Meer entlang (rund sechs Kilometer) und dann über geschotterte Feldwege und Landstraßen zurück nach San Michele.

Radtour am Fluss Tagliamento von San Michele nach Lignano

Unsere Tour ist lila markiert

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INFOS

Quartier-Tipp

Wir haben in Grado nahe am Strand im Apartment-Haus Meubleterme gewohnt. Es ist preisgünstig, hat große Apartments, einen privaten Gratisparkplatz, sichere Einstellmöglickeit für die Räder und das Frühstück ist gut und großzügig. Die Gastgeber sind ein sympathisches slowakisches Paar.

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Günstig und gut essen in Grado

Trattoria Tre Corone (Calle Toso 4): Kuscheliges kleines Restaurant in der Altstadt, nahe der Kathedrale, mit sieben Tischen und herzhafter Küche.

Spaghetti House (Via Gradenigo 27): Sympathisch, typisch und köstlich aldente.

Pizzeria/Ristorante Delfino Blu (Viale J.F.Kennedy 30): Kühle Einrichtung aber grandiose Pizze.

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Sigthseeing-Tipps für zwischendurch

Marano Lagunare: Fischerdorf in der Lagune von Marano, das sich seinen alten Charme bewahrt hat und deren Bewohner immer noch großteils vom Fischfang leben. Im verzweigten Hafenbecken schauckeln Hunderte Fischerboote. 35 km von Grado.

Torviscosa: Typische Reissbrettstadt aus der Zeit des Mussolini-Faschismus mit Monumenten, Sozialbauten für Arbeiter und einer Zellulosefabrik, die noch in Betrieb ist. 21 km von Grado.

Udine: Die zweitgrößte Stadt Friauls ist kein Touristenmagnet, aber durchaus einen Besuch wert. Schön sind die Burg, der mittelalterliche und von Restaurants, Geschäften und Kaffeehäusern gesäumte Platz Giacomo Matteoti sowie die Piazza Libertà mit venezianischen Prachtbauten und dem berühmten alten Cafè Contarena. 50 km von Grado.

2 replies »

  1. Hat dies auf womolix's Reisen mit dem Wohnmobil rebloggt und kommentierte:
    Ursprünglich war geplant, Venedig zum Abschluss unserer Reise, sozusagen als Highlight, zu besuchen. Der Wettergott verschob den Besuch in Venedig fast an den Anfang und wir fragen uns, was kann noch an dieses Highlight heranreichen? Geht das überhaupt Venedig zu toppen?
    Nach dem intensiven Erlebnis, muss erst einmal etwas ganz anderes her, das nicht mit Venedig vergleichbar ist. Also ein Themenwechsel. Nicht Kultur, sondern Natur wollen wir für die nächsten Tage als Thema wählen. Da kommt ein Artikel von dem Reisejournalisten Dr. Karl Jeller gerade recht, der auf seinem Blog „reisen made by jeller“ gerade eine Reisebeschreibung als Frühlingsreisetipp für drei Radtouren unter dem Titel Lagunen-Radeln in Grado veröffentlicht hat. Grado wäre von Punta Sabbioni über Jesolo in gemütlichen 1,5 Stunden zu erreichen.

    Trotzdem entscheiden wir uns anders. Wir erhalten die Information, dass die Temperaturen pro 100 km südwärts um rund 1 bis 1,5 Grad in den nächsten Tagen steigen werden. Das wären südlich von Ancona schon 25° C und mehr. Also Vorfrühsommer.
    Das reizt uns mehr und wir verschieben das Lagunenradeln ins nächste Jahr. Nichts desto trotz hier Karl Jellers Beschreibung der Touren.

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