Abenteuer

Skopje: Exotischer Orient und skurille Monumentalbauten

Von Mazedoniens Hauptstadt haben Westeuropäer kaum eine Vorstellung. Doch die Stadt an der Dravar ist längst einen Besuch wert. 

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Reiterdenkmal Alexander der Große

Unbekannt. Wenn ich in Wien 100 Menschen fragen würde, welche Vorstellung sie von Skopje haben, würden wohl 99 antworten: keine! Ich gehörte bis gestern zu den 99!

Einen Tag war ich in Skopje – und muss sagen: Ich bin baff! Nie und nimmer hätte ich erwartet, dass mich die mazedonische Hauptstadt begeistern könnte.

Das Faszinierende an der knapp Ein-Millionen-Einwohner-Stadt: Sie teilt sich in zwei Welten. Ein Teil ist orientalisch, der andere modern monumental. Der Fluss Vardar, der durchs Zentrum fließt, teilt die beiden Welten fast messerscharf.

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Erdnuss-Standl im orientalischen Stadtteil

Orient. Nördlich des Flusses taucht man in den Orient ein. Moscheen, Bazare, enge Gassen, kleine Handwerker-Läden, Kebab-Standln. Hier leben die Muslime. Alkohol gibt es nur in ein paar wenigen Lokalen. Wenn man nach einem Bier fragt, erntet man ein zwar freundliches, aber verwundertes Kopfschütteln. Aus dem Wirrwarr an Häusern und Gassen ragen weithin sichtbar die Minarette der Moscheen. Überall orientalisch, quirliges Treiben. Wenn der Ruf des Muezzin durch die Gassen hallt, fühlt man sich endgültig wie im tiefsten Orient.

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Alte Steinbrück: Verbindet den muslimischen mit dem modernen Stadtteil

Monumental-Kulisse. Spaziert man über die alte Bogen-Steinbrücke in den nördlichen Teil, zeigt Skopje ein völlig anderes Gesicht. Dieser Teil der Stadt und der Streifen entlang des südlichen Vardar-Ufers ist beim schweren Erdbeben im Juli 1963 komplett zerstört worden. In neuem Glanz ist Skopje hier wie Phönix aus der Asche neu entstanden – bombastisch, kitschig-skurill und dennoch faszinierend.

Kolossale Denkmäler. Hier stehen gut zwei Dutzend monumentale Denkmäler: Gelehrte, Krieger, orthodoxe Kirchenhäupter, Gründerväter. Die zwei mächtigsten Denkmäler sind Alexander dem Großen und seinem Vater Philip geweiht. Alexander der Große thront auf einem Pferd, sein Schwert schwingend, über einem gewaltigen Brunnen, dessen Wasserspiele nachts in buntem Licht erstrahlen. Das 22 Meter hohe Denkmal steht am Rande des riesigen Mazedonia-Platzes, dem Zentrum des neuen Skopje. Von der anderen Seite der Vardar grüßt sein Vater Philip herüber. Auch er thront über einem gewaltigem Brunnen mit Wasserspielen. Sein Denkmal ist 27 Meter hoch.

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Wie eine Kulisse: Klassizistische Prachtbauten am Ufer der Dravar

Theater-Kulisse. Im Zentrum entlang der Vardar sind Skopjes neue Prachtbauten aufgereiht – Nationaltheater, Nationalmuseum, Archäologisches Museum, Finanzzentrum. Mächtige Paläste in griechisch-klassizistischem Stil. Abends, wenn sie mit Tausenden Watt beleuchtet sind, wirken sie wie eine Theater-Kulisse. Architektur-Kritiker verdammen das moderne Skopje als nationalistischen Kitsch. Auch wenn sie damit recht haben mögen, faszinierend ist diese Bühne allemal.

Gemütlich. Die einst gefürchteten, aggressiven Bettler von Skopje sieht man nicht mehr. Die ständig flanierende Polizei hält sie dezent, aber konsequent von Touristen und Einheimischen fern. Die Atmosphäre ist gemütlich, nie aggessiv, sondern griechisch leger.

Ein atmosphärisches Highlight ist der Mazedonia-Platz am Abend. Da wird er zur Flanier-Bühne für die Skopjer. Familien führen die schon gehschwache Oma aus, Kinder spielen mit den Wasserfontänen am Brunnen, Musikanten spielen auf, man fotografiert einander, schleckt Eis, zeigt seine neuesten Kleider, plaudert, und lauscht der klassischen Musik, die zu jeder vollen Stunde für ein paar Minuten aus Lautsprechern den Platz beschallt.

Touristen sind in Skopje übrigens schon erstaunlich viele unterwegs. Vor allem aus den angrenzenden Balkanländern, aus Griechenland, der Türkei, aber auch aus Korea und Japan. Westeuropäer sieht man noch kaum.

Günstig. Wie das gesamte Mazedonien ist auch Skopje für uns ein sehr günstiges Reiseland. Im muslimischen Teil bekommt man ein gutes Kebab schon um zwei Euro, einen herrlichen Mokka um 40 Cent. Aber auch in den besseren Lokalen im modernen Zentrum, zahlt man für ein Essen rund ein Drittel weniger als bei uns. Ein Bier kostet selbst hier nicht mehr als 1,50 Euro, ein Espresso einen Euro. Für ein 78 m² großes topmodernes Apartement mitten im Zentrum zahlten wir pro Nacht nur 35 €. Lediglich Benzin kostet genauso viel wie bei uns. Fast unerschwinglich für die meisten Mazedonier. Das ist wohl mit ein Grund, warum auf Landstraßen und Autobahnen, die übrigens in durchwegs gutem Zustand sind, kaum Pkw’s unterwegs sind.

Fazit. Skopje ist so ganz anders, als alles, was ich bisher am Balkan und in Europa gesehen habe. Eine exotischer Mix aus Monumental-Protz, Orient und griechischer Leichtigkeit. Unbedingt einen Besuch wert.

Bildgalerie Skopje

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