Österreich

Slow Travel durchs Traisental

Radtour vom Wallfahrtsort Mariazell in der Obersteiermark nach St. Pölten mit einem Abstecher nach Türnitz. 106 Kilometer durch eine fantastisch schöne Landschaft.

© Mostviertel Tourismus, weinfranz.at

© Mostviertel Tourismus, weinfranz.at

Eigentlich ist der Traisental-Radweg ja 111 Kilometer lang und verläuft von Traismauer an der Donau über St. Pölten und durchs Traisental bis zur Basilika von Mariazell. Wir aber waren bequem und sparten uns den Abschnitt Traismauer-St. Pölten. Mehr noch: Wir radelten auch nicht sportlich talaufwärts, sondern kraftschonend vom 868 Meter hoch gelegenen Wallfahrtsort abwärts in die niederösterreichische Landeshauptstadt St. Pölten auf 267 Meter Seehöhe.

Zurück zum Auto, das wir in Mariazell geparkt hatten, genossen wir die Fahrt mit der Mariazellerbahn. 90 Kilometer in 2 ½ Stunden – das ist Slow Travel pur. Unterwegs kann man die Gänseblümchen auf der Wiese zählen. Und die hübsche junge Schaffnerin hat Zeit, mit jedem Gast zu plaudern und zu scherzen. Das hat Qualität.

Unsere radsportliche Fleißaufgabe war der Abstecher von Freiland (ungefähr auf halber Strecke zwischen Mariazell und St. Pölten) nach Türnitz. 18 Kilometer hin und retour auf einer einstigen Bahntrasse. 2013 wurde dieser Bahnradweg entlang des Oberlaufs der Traisen und durch fast Urwald-dichtes Grün und drei beleuchtete Tunnel zum schönsten Bahnradweg Europas gekürt. Meine Meinung: Es zahlt sich ohne Zweifel aus, diesen Abstecher mit zu nehmen, aber es gibt schönere Bahnradwege in Europa. Z. B. die Parenzana auf Istrien. Auschlaggebend für die Auszeichnung waren allerdings weniger die landschaftlichen Reize des Radweges, sondern Kosteneffizienz und kurze Bauzeit.

Die gesamte Strecke Mariazell-Türnitz-St. Pölten ist in zwei Tagen auch für nicht geübte Radler ohne Wadenkrämpfe zu bewältigen. Lediglich zwischen dem Hubertussee (ca. 10 km nach Mariazell) und dem Michelbühel (996 m) führt der Weg etwa 5 Kilometer lang schweißtreibend bergauf. Danach geht’s rasant bergab nach Kernhof, wo man beim Weißen Zoo und Kameltheater einen ersten Stop einlegen kann. Danach rollt man gemütlich und meist leicht abwärts über St. Aegyd, Lilienfeld und Wilhelmsburg bis nach St. Pölten. Unterwegs gibt’s genügend Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten. Die gesamte Route ist vorbildlich beschildert, so dass man die Radkarte eigentlich nie auspacken muss. Wir übernachteten in Türnitz im radlerfreundlichen 3*-Hotel Zum Goldenen Löwen (sehr gute Küche, 39 € inkl. Frühstück).

Landschaftlich ist die gesamte Strecke überaus reizvoll. Man radelt von der imposanten Bergwelt der Mostviertler Alpen hinunter zu den sanften Hügeln im auslaufenden Traisental. Besonders schön ist der Abschnitt gleich nach Mariazell durch den idyllischen Rechengraben, durch den sich der glasklare Walster-Bach schlängelt, bis zum Hubertussee.

Vom ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) wurde der Traisental-Radweg mit dem Gütesiegel „ADFC-Qualitätsradroute“ und vier von fünf möglichen Sternen ausgezeichnet. Dieser sehr guten Bewertung kann ich mich ohne Zwischenrufe anschließen. Den Traisentalweg radle ich sicher noch ein paar mal. Da passt – so das Wetter passt – alles.
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