Baden

Pilion im zweiten Gang

Die Halbinsel Pilion zwischen Saloniki und Athen wird wenig bereist. Ein Stück authentisches Griechenland. Gebirgig und saftig grün mit urigen Bergdörfern und abenteuerlich gewundenen Straßen.

WestküsteDen vierten und fünften Gang kann man sich im Norden des Pilion sparen. Man fährt tunlichst im zweiten, schaltet nur ab und zu in den dritten. Denn die engen Straßen sind selbst für alpingeprüfte Österreicher ein Abenteuer. Alle 50 Meter eine scharfe Kurve. Gefühlte 3000 Kurven auf 100 Kilometer. Hier scheint es nur zwei Verkehrszeichen zu geben: S-Kurve und Straßenverengung. Meist warnen sie im Doppelpack. Zum Glück sind sie oft von Pflanzen überwuchert – sonst würde man sich glatt fürchten. Im Süden wird der Pilion dann flacher – da geht’s auch schon mal im vierten Gang. 

S-Kurfe und Engstelle - die häufigsten Verkehrsschilder auf dem Nord-Pilion

S-Kurve und Engstelle: häufigste Verkehrsschilder im Norden

Vermutlich sind die vielen Kurven schuld, dass diese Halbinsel in Thessalien, ca. 100 Kilometer südlich von Saloniki, so wenig bereist wird. Schade für die  Tourismusbetriebe. Ein Glück für Individualisten. Der Pilion bietet noch authentisches Griechenland mit urigen Bergdörfern und extrem freundlichen Bewohnern.

Besonders gut gefallen hat mir das Örtchen Herefto an der Ostseite im Norden. Sehr schöner Strand, eine traumhafte Beach in der gleich anschließenden Bucht im Süden, in der man stets allein baden kann, ein paar nette Tavernen, Pensionen und kleine Hotels. Im Sommer urlauben hier gerne Griechen.

Beach von Horefto: Feiner Sand und keine zehn Menschen

Beach von Horefto

Vielleicht noch schöner ist der Strand im etwas südlicher gelegenen Ort Milopotamos. Manche Reiseführer küren ihn zum optisch schönsten Griechenlands. Vielleicht stimmt’s sogar. An der Westseite haben Milina und Horto im Süden sowie Kala Nera weiter nördlich schöne Strände. In Kala Nera ist die belebte Strandpromenade abends charmant zum Bummeln und Abhängen in den Bars und Restaurants. Hier trifft sich an den Wochenenden das junge Volk aus der nur 25 Kilometer entfernten Hafenstadt Volos.

Konsequent griechisch: Auch die Mischmaschine ist blau

Konsequent griechisch: Auch die Mischmaschine ist blau

Allzuviele schöne Strände hat der Pilion allerdings nicht, da gibt es in Griechenland zweifellos badetauglichere Flecken. Wer aber einen Mix aus Wandern und Baden sucht, ist hier goldrichtig. Dazu kommt die Ruhe, beste Luft und ein Griechenland wie vor 30 Jahren.

Zwei Gesichter. Grundsätzlich hat der Pilion zwei völlig konträre Gesichter: Der regenreichere Osten ist üppig grün, mit dichten Wäldern. Auf den steilen Hängen wachsen riesige Platanen, deren Stämme bis zu 1,5 Meter Durchmesser haben, Kirschbäume, Efeu, meterhohe Farne. Das Blätterdach der Bäume wölbt sich oft wie ein Tunnel über die schmalen Straßen. Sonnenbrillen kann man sich da sparen. Die Westseite dagegen erinnert an Sizilien – heiß, trocken, bewachsen mit Ginster-Teppichen, Oleander, Pinien, Kiefern und Föhren.

Dorfplatz in Makrinitsa

Dorfplatz in Makrinitsa

Urig sind die Bergdörfer, die sich in die steilen Hänge krallen und kaum ebene Flächen für die Dorfplätze bieten. Sehr gut gefallen haben mir Tsangarada an der Ostseite und das touristisch zwar etwas herausgeputztere Makrinitsa an der Westseite mit fantastischem Blick hinunter auf Volos und das Meer. Das denkmalgeschützte Makrinitsa scheint auf den ersten Blick gar nicht typisch griechisch zu sein, man könnte sich auch irgendwo in den spanischen Pyrenäen befinden. Die prächtigen zwei- und dreistöckigen Herrenhäuser mit dunkelbraunen Holzbalkonen und -Verandavorbauten gehören großteils betuchten Bürgern aus Volos. Den Dorfplatz beschatten vier mächtige Platanen mit geschätzten zwei Metern Durchmesser. Unter diesem Blätterdach haben die Bar- und Tavernenbesitzer ihre Tische fast auf dem gesamten Platz verteilt – der ideale Ort für einen Snack mit Blick auf Volos.

Agia Kiriaki

Agia Kiriaki

Agia Kiriaki

Agia Kiriaki

In Reiseführern gelobt wird der Fischerort Agia Kiriaki ganz im Süden. Der Ort sieht zwar unglaublich hübsch aus, wie ein Kykladen-Inseldorf aus den Prospektseiten der Griechenland-Kataloge – alle Häuser sind üppig mit Blumen geschmückt, die Fassaden weiß getüncht, Fenster- und Türstöcke blitzblau umrahmt, im Hafen schaukeln bunte Fischerboote – aber in Kiraki wird man mittlerweile abgezockt. Für den mäßig gut zubereiteten Fisch haben wir ein Drittel mehr bezahlt als anderswo auf dem Pilion. Mein Tipp: fotografieren und anderswo wohnen und essen.

Unterkunfts-Tipp. Hotel Votsala in Herefto. 40-Betten-Hotel mit Atmosphäre direkt am Strand. Sehr engagierte Besitzer, die sich bemühen, jeden Wunsch zu erfüllen. Ausgezeichnetes, üppiges Frühstück mit selbst gemachten griechischen Spezialitäten. Auf Wunsch auch Abendessen. Gastgeberin kocht fantastisch mit besten biologischen Produkten.

Hotel auf booking.com

Bildgalerie Pilion

 

 

 

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